Hans Sigl über seine Rolle in "Der Bergdoktor"
Was halten Sie von Martin Gruber?¹
Martin Gruber ist ein sehr harmonischer Charakter, der aufgrund seiner Geschichte hierhergekommen ist. Er spürt die Kraft, die ihm seine Familie gibt.
Der Schauspieler verleiht der Figur sein Äußeres. Aber er fügt oft etwas von sich selbst hinzu. Was war denn diese persönliche Beimischung, die Ihnen diese Figur zu verdanken hat?²
Das ist ein komplexes Thema. Klar hat eine Rolle, die man so lange spielt, auch immer ein bisschen mit einem selbst zu tun, denn abgesehen von der Physis sind auch die gedanklichen Momente ähnlich. Dennoch bleibt es immer eine fiktive Figur .
Was macht Martin Gruber richtig?¹
Ich glaube, er versucht immer alles richtig zu machen, wobei er dann manchmal seine eigenen Interessen hintenanstellt.
Was macht er falsch?¹
Ich meine, genau das macht er auch manchmal falsch. Dass er mitunter mehr an sich als an die anderen denken könnte.
Was kann man von ihm lernen?¹
Das ist unterschiedlich. Da kann jeder Zuschauer seinen eigenen Teil daraus nehmen. Die Figur Martin Gruber berührt jeden Zuschauer auf eine andere Art und Weise.
Wurden Sie medizinisch in Ihre Rolle eingewiesen?¹
Wir hatten eine medizinische Vorbesprechung, auch ganz am Anfang der Serie. Außerdem intensive Gespräche mit unserem medizinischen Fachberater, wenn wir medizinische Szenen drehen. In der Intensivstation ist immer Fachberatung vorhanden.
Sie behandeln seit sechzehn Jahren die Bewohner des Serien-Dorfes in den Bergen. Haben Sie sich im Laufe der Jahre mit Dr. Martin Gruber angefreundet? Mögen Sie ihn?²
Ja sehr. Ich würde ihn - sollte es ihn als reale Person geben - durchaus als meinen Freund bezeichnen.
Sie verbringen den größten Teil des Jahres am Drehort der Serie. Haben Sie dort auch Freunde gefunden?²
Klar verbindet eine solch lange Zeit und ich habe viele Menschen hier gut und immer besser kennengelernt.
Haben sie jemals mit dem Gedanken gespielt, auf diese Rolle zu verzichten? Gab es solche Momente? Wenn ja, was hat Sie dann trotzdem dazu bewegt, weiterhin Bergdoktor zu bleiben?²
Es ist immer die Frage, wie man eine solche Geschichte weitererzählen kann. Und da uns das immer gut gelungen ist, gab es solche Gedanken bisher noch nicht.
Wie erklären Sie sich den großen Erfolg vom Bergdoktor?¹
Ich denke, dass der Produzent und der Sender zur richtigen Zeit die richtige Idee hatten und, dass die Gesamtzutaten gestimmt haben. Dann gibt es noch ein starkes Schauspielerensemble, das die Bergdoktor-Familie auch sehr glaubhaft darstellt. Nicht zu vergessen die unfassbare Kulisse hier am Wilden Kaiser. Der Zuschauer hat sich an die Familie Gruber gewöhnt und sie im Laufe der Zeit lieben gelernt. Die medizinischen Fälle werden hochemotional erzählt. All das zusammen macht den Erfolg dieser Reihe aus.
Die Serie wird nicht nur in Deutschland, sondern auch in Polen, Spanien, Österreich und Estland gesendet. Was macht Ihrer Meinung nach das Phänomen dieser Serie aus? Weswegen lieben die Zuschauer die Serie?²
In Zeiten wie diesen ist eine kleine Erholung vom Weltgeschehen immer willkommen. Die Zuversicht, die diese Reihe ausstrahlt, basiert auf vielen Punkten. Die Landschaft, die Geschichten und ein guter Cast.
Die Rolle des Dr. Martin Gruber hat Ihnen viele Preise eingebracht, darunter gleich vier Romy Awards, die in Erinnerung an Romy Schneider vergeben werden. Sind Preise für Sie wichtig, und wenn ja, warum? Wo stehen die Statuetten (haben Sie einen besonderen Platz dafür)?²
Ja. Sie stehen alle nebeneinander und erinnern mich an eine wundervolle Zeit.
Sie sind nicht nur ein Serienschauspieler, sondern auch ein Kabarettist. Warum ist Lachen im Leben so wichtig?²
Lachen ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. Humor lässt vieles im Leben einfacher erscheinen.
Was bedeutet Heimat für Sie?¹
Heimat ist da, wo man seinen Hut aufhängt und wo meine Familie ist.
Wir nähern uns langsam dem Ende des Jahres 2024. Wie war dieses Jahr für Sie? Glücklich? Mit viel Arbeit verbunden?
Es war (zumindest privat) ein sehr positives Jahr. Das aber durch alles andere beeinflusst war. Die Krisen, Kriege und Klimakatastrophe lässt natürlich das persönliche Glück immer schwieriger erscheinen. Deswegen ist es aber wichtig, dass jeder Einzelne positiv und empathisch seiner Umwelt entgegentritt.
Fassen Sie Vorsätze für das neue Jahr? Oder haben Sie einen dauerhaften Vorsatz - wie zum Beispiel eine zweimonatige Pause von den sozialen Medien? Ich weiß, dass Sie in den vergangenen Jahren eine solche Pause eingelegt haben.
Das ist mittlerweile zum gesunden Jahresauftakt geworden. Vorsätze sind für mich weniger zielführend. Sich Ziele zu setzen ist besser, denn die kann man erreichen oder eben auch besser analysieren, wenn man sie nicht ganz erreicht hat.
Was verleiht Ihnen Lebensenergie? Was motiviert Sie dazu, morgens aufzustehen?
Ikagai. Der Grund morgens aufzustehen. Für jeden etwas anderes. Für mich ist es die Liebe zu den Dingen, die ich tun darf, und die ich tun will.
Let love rule!
Exkurs - Was ist Ikigai (von der Redaktion)?
Das Konzept des Ikigai stammt aus Japan und bedeutet wörtlich „das, wofür es sich zu leben lohnt“ oder „Lebenssinn“. Es beschreibt die Schnittmenge von vier wesentlichen Elementen, die gemeinsam den persönlichen Lebenssinn und die Erfüllung ergeben:
Was du liebst: Deine Leidenschaften und Dinge, die dir Freude bereiten. Lesungen zu machen und Geschichten zu erzählen. Und das Publikum in eine andere Welt zu bringen ..das Kopfkino anzuschalten
Was die Welt braucht: Aktivitäten oder Fähigkeiten, mit denen du einen positiven Beitrag für andere leisten kannst. Positive empathische Momente. Begegnungen, seien sie zufällig auszukosten und im hier und jetzt Menschen zu begegnen Wofür du bezahlt werden kannst: Fähigkeiten oder Tätigkeiten, für die du wirtschaftlich entlohnt werden kannst. Vorträge über Schauspiel, Golf und Empathie zu halten.
Worin du gut bist: Deine Stärken und Kompetenzen.
Der Ikigai befindet sich dort, wo sich diese vier Bereiche überschneiden. Wenn man Tätigkeiten findet, die all diese Bereiche vereinen, soll das zu einem besonders erfüllten, sinnvollen Leben führen. Ikigai wird oft als Motivation und innerer Antrieb gesehen, der einem Energie gibt und das Leben bereichert. Zuzuhören und mit Empathie Situationen zu erfassen und wenn gewünscht Ratschläge zu geben. Ideen zu entwickeln und filmisch auch Stoffe zu entwickeln.
¹ Fanwochenende Bergdoktor 2019
² Romance TV Polska, 2024